Zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Wahlrechts garantiert der Gewinn eines Wahlkreises durch die Mehrheit der Kandidatenstimmen nicht automatisch einen Sitz im Parlament. Dies könnte dazu führen, dass Wahlkreise ohne Direktmandat entstehen.

Schätzung der Wahrscheinlichkeiten für nicht besetzte Wahlkreise

Um die Wahrscheinlichkeit für Wahlkreise ohne Direktmandat zu schätzen, kombinieren wir die Ergebnisse unserer Modelle zur Vorhersage der Partei- und Kandidatenstimmenanteile. Mithilfe von 10.000 Simulationen aus dem Zweitstimme-Modell berechnen wir die Sitzverteilung nach dem neuen Wahlrecht.

  1. Ausschluss von Parteien: Zuerst schließen wir Parteien aus, die weniger als 5% der Stimmen erhalten und in einer Simulation nicht mindestens drei Wahlkreise gewinnen.
  2. Sitzverteilung: Die 630 Bundestagssitze werden auf die Parteien verteilt, wobei wir annehmen, dass die Wahlbeteiligung auf Landesebene der von 2021 entspricht.
  3. Verteilung auf Landeslisten: Die Sitze werden dann auf die Landeslisten der Parteien verteilt, basierend auf der proportionalen Veränderung, die unser Modell zur Vorhersage der Kandidatenstimmenanteile liefert.

Identifizierung Wahlkreise ohne Direktmandat

Wahlkreise ohne Direktmandat werden identifiziert, indem die Gewinner der Wahlkreise nach ihren Kandidatenstimmenanteilen gereiht werden. Wahlkreise, in denen der Gewinner unter der Gesamtzahl der Sitze liegt, die der Partei des Gewinners im jeweiligen Bundesland zugeteilt wurden, gelten als ohne Direktmandat. Die Wahrscheinlichkeit für einen Wahlkreis ohne Direktmandat wird als Anteil der Simulationen bestimmt, in denen er kein Direktmandat prognostiziert wird.

Ergebnisse

Die meisten erwarteten Wahlkreise ohne Direktmandat, insbesondere solche mit hoher Wahrscheinlichkeit, stammen von der CDU und CSU. Zudem identifizieren wir einige Wahlkreise für die AfD in Ostdeutschland. Bei geringeren Wahrscheinlichkeiten sind auch die Grünen und die Linke in den Stadtstaaten betroffen. Die SPD erscheint mehrfach am Ende der Liste, was auf geringere Wahrscheinlichkeiten hinweist, dass ihre Wahlkreissieger kein Direktmandat erhalten.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Wahrscheinlichkeiten auch von der Wahrscheinlichkeit abhängen, dass eine Partei den Wahlkreis gewinnt. Es sind eben gerade die umkämpften Wahlkreise, in denen die Wahrscheinlichkeiten für Wahlkreise ohne Direktmandat am höchsten sind, da hier die Erststimmenanteile am niedrigsten sind.